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  • 18.10.2018

60 Jahre Bergbahnen Fieberbrunn

Oder als in Gastwirtschaften noch Unternehmen gegründet wurden

 

Sie würde wohl mehrere Bände füllen, die Geschichte unserer Bergbahn, zuviel an fast unglaublichen Ereignissen haben sich in diesen Jahren zugetragen. Dennoch erlauben wir uns einen kleinen Rückblick und versuchen, die Geburtsstunde eines der größten zusammenhängenden Skigebiet der Welt ein wenig zu rekonstruieren:

 

Bereits Mitte der 1950er Jahre kursierten mehrere Bestrebungen, in Fieberbrunn einen Sessellift zu bauen, und befand, nach vielen Debatten, das Gebiet um Streuböden als prädestiniert dafür. Alle Versuche, den Fremdenverkehrsverein (heute TVB) mit ins Boot zu holen, scheiterten an der Überzeugung, für Fieberbrunn (nomen est omen) wäre ein Schwimmbad touristisch viel wichtiger als ein Lift. Nach oder besser während einer Jahreshauptversammlung des FVV traten ein paar beherzte Fieberbrunner in der "Cocktailbar" der Alten Post (man dürfte die Küche des Hauses so benannt haben) zusammen und beschlossen, es muss etwas geschehen, notfalls tue man es selber. Nach einem Handschlag verließ man das ehrenwerte Haus, versuchte ein paar Mitstreiter zu gewinnen und vereinbarte eine Zusammenkunft im Gasthaus Brennsteiner (inzwischen das Arzt- und Geschäftshaus neben der Johanneskapelle). Dreizehn Personen getrauten sich der Einladung zu folgen - namentlich Alois Siorpaes, Hans Eder, Franz Widmann, Alois Blaßnigg, Stefan Hinterholzer, Hans Werner Kraus, Fred Haßlwanter, Walter Haberl, Max Porsche, Michael Hörfarter, Franz Fleckl, Heinz Stenzl und der Kooperator Lettner. Nach dieser legendären Sitzung am 24. März 1958 "schlichen" sich so gut wie alle Teilnehmer mit einer Bürde zwischen ein und fünfzig Tausend Schilling in Form von frisch gezeichneten Anteilen nach Hause und schwiegen (man getraute sich diese Summen den Ehefrauen gar nicht mitteilen). Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung wurde gegründet und man konnte den Pharmaunternehmer Herrn Direktor Otto Broschek als Aufsichtsratsvorsitzenden gewinnen, was sich besonders auch bei Behördenverhandlungen als ausgezeichneter Schachzug erwies. Mühsam waren die Gespräche mit dem FVV, dieser "drückte" der jungen Gesellschaft noch den Neubau des von der Behörde eingestellten Reitllifts aufs Auge, der noch im Gründungsjahr realisiert wurde.

 

Dann ging man an die Grundverhandlungen, Vermessungen und Planungen für den Streubödenlift. Neue Gesellschafter, meiste junge Unternehmer kamen dazu und ein Transparent zwischen Brennsteiner und Vevnhäusel wurde aufgehängt. Handarbeit war gefordert, die Stützen wurden betoniert, Hans-Werner Kraus als Geschäftsführer und Alois Blaßnigg als Betriebsleiter angestellt. Im Winter 1959 ging der Sessellift "Streuböden" in Betrieb, mit einer Länge von 1.472 Metern und einer Förderleistung von 424 Personen in der Stunde. Somit begann eine "fast" unendliche Geschichte...

 

Text: Wolfgang Schwaiger
Bilder: Heimatverein Pillerseetal; Stefan Hinterholzer, Max Porsche